Achim Reichel

Achim Reichel

Regenballade

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Додана 17 лютого 2013 користувачем Миша

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Текст пісні Regenballade

Regenballade
Ich kam von meinem Wege ab, weil es so nebeldunstig war.
Der Wald war feuchtkalt wie ein Grab und Finger griffen in mein Haar.
Ein Vogel rief so hoch und hohl, wie wenn ein Kind im Schlummer klagt
und mir war kalt, ich wu?te wohl, was man von diesem Walde sagt!
Dann setzt' ich wieder Bein vor Bein und komme so gemach vom Fleck
und quutsch' im letzen Abendschein schwer vorw?rts durch Morast und Dreck.
Es nebelte, es nieselte, es roch nach Schlamm, verfault und na?,
es raschelte und rieselte und kroch und sprang im hohen Gras.
Auf einmal, eh ich's mich versehn, bin ich am Strom, im Wasser schier.
Am Rand bleib ich erschrocken stehn, fast netzt die Flut die Sohle mir.
Das R?hricht zieht sich bis zum Tann und wiegt und wogt soweit man blickt
und fl?stert b?se ab und an, wenn es im feuchten Windhauch nickt.
Das sa? ein Kerl! Wei? Gott, mein Herz stand still, als ich ihn sitzen sah!
Ich sah ihn nur von hinterw?rts, und er sa? klein und ruhig da.
Sa? in der Abendd?mmerung, die Angelrute ausgestreckt,
als ob ein toter Weidenstrunk den d?rren Ast gespenstisch reckt.
"He, Alter!" ruf ich, "bei?t es gut?" Und sieh, der Baumstamm dreht sich um
und wackelt mit dem runden Hut und grinst mit spitzen Z?hnen stumm.
Und spricht, doch nicht nach Landesart, wie Entenschnattern, schnell und breit,
kommt's aus dem algengr?nen Bart: "Wenn's regnet, hab' ich gute Zeit"!
"So scheint es", sag ich und ich schau in seinen Bottich neben ihn.
Da wimmelts blank und silbergrau und m?ht sich mit zerfetzem Kiem?,
Aale, die Flossen zart wie Flaum, glotz?ugig Karpfen. Mittendrin,
ich traue meinen Augen kaum, w?lzt eine Natter sich darin!
"Ein selt'nes Fischlein, Alter, traun!" Da springt er froschbehend empor.
"Die Knorpel sind so gut zu kaun" schnattert listig er hervor.
"Gewi? seid ihr zur Nacht mein Gast! Wo wollt ihr heute auch noch hin?
Nur zu, den Bottich angefa?t! Genug ist f?r uns beide drin!"
Und richtig watschelt er voraus, patsch, patsch am Uferrand entlang.
Und wie im Traume heb ich auf und schleppe hinterdrein den Fang.
Und krieche durch den Weidenhag, der eng den Rasenhang umschmiegt,
wo, tief verborgen selbst am Tag, die schilfgebaute H?tte liegt.
Da drinnen ist nicht Stuhl, nicht Tisch, der Alte sitzt am Boden platt,
es riecht nach Aas und totem Fisch, mir wird vom blo?em Atmen satt.
Er aber greift frisch in den Topf und fri?t die Fische kalt und roh,
packt sie beim Schwanz, bei?t ab den Kopf und knirscht und schmatzt im Dunkeln froh.
"Ihr e?t ja nicht! Das ist nicht recht!" Die Schwimmhand klatscht mich fett aufs Knie.
"Ihr seid vom trockenen Geschlecht, ich wei?, die Kerle essen nie!
Ihr seid bek?mmert? Sprecht doch aus, womit ich Euch erfreuen kann!"
"Ja", klappre ich: "Ich will nach Haus, aus dem verfluchten Schnatermann."
Da hebt der Kerl ein Lachen an, es klang nicht gut, mir wurde kalt.
"Was wi?t denn Ihr vom Schnatermann?" "Ja", sag ich stur," so hei?t der Wald."
"So hei?t der Wald?" Nun geht es los, er grinst mich gr?n und phosphorn an:
"Du d?rrer Narr, was wei?t du blo? vom Schnater-Schnater-Schnatermann?!"
Und schnater-schnater, klitsch und klatsch, der Regen peitscht mir ins Gesicht.
Quatsch? durch den Sumpf, hoch spritzt der Matsch, ein Stiefel fehlt - ich acht es nicht.
Und schnater-schnater um mich her, und Enten- ,Unken-, Froschget?hn.
M?wengel?chter irr und leer und tief ein hohles Windgest?hn...
Des andern Tags sa? ich allein, nicht weit vom prasslenden Kamin
und lie? mein schwer gekr?nkt? Gebein wohlig von hei?em Grog durchziehn.
Wie golden war der Trank, wie klar, wie edel war sein starker Duft!
Ich blickte nach dem Wald - es war noch sehr viel Regen in der Luft...
Ina Seidel (1885-1974)

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